Lohnbuchhalter haben hohen Informations- und Weiterbildungsbedarf
Soziale Medien, Communities und Foren finden noch wenig Beachtung
Aufgrund der Vielzahl an gesetzlichen Bestimmungen und der hohen Menge an jährlichen Neuerungen in der Entgeltabrechnung ist der Bedarf an Weiterbildung und Informationsbeschaffung unter den Lohnbuchhaltern deutscher Mittelständler groß. 88 Prozent der Befragten haben in den vergangenen 24 Monaten eine Weiterbildung besucht. Dies zeigt, dass nahezu alle Unternehmen die Bedeutung eines hohen und aktuellen Wissens- und Ausbildungsstands in den Lohnbuchhaltungsabteilungen erkannt haben und fördern. Vor allem in den größeren Unternehmen ab 100 Mitarbeitern hat in den vergangenen zwei Jahren nahezu jeder Entgeltabrechner eine regelmäßige Weiterbildungsmaßnahme besucht. Die Quoten liegen hier zwischen 93 und 96 Prozent. Dahingegen liegt der Anteil bei den Kleinunternehmen mit 1 bis 9 Mitarbeitern bei nur 62 Prozent, bei den Firmen mit 10 bis 99 Mitarbeitern bei rund 75 Prozent. Dies ist eines der Hauptergebnisse des dritten Trendindex LOHN+GEHALT, den die Redaktion der Fachzeitschrift LOHN+GEHALT in Zusammenarbeit mit der Sage HR Solutions AG (ehemals s+p AG) in der Zeit vom 14. bis 25. Februar 2011 unter rund 300 Mitarbeitern aus der Lohnabrechnung durchgeführt hat.
Weiterbildung zu gesetzlichen Neuerungen und Software-Tools
Inhaltlich liegen vor allem Schulungen zu gesetzlichen Neuerungen (95 Prozent) ganz hoch im Kurs der Weiterbildungsmaßnahmen, gefolgt von Software-Anwenderschulungen (60 Prozent) und arbeitsrechtlichen Weiterbildungen (32 Prozent). Dabei erfolgte die Weiterbildungsmaßnahme in 69 Prozent der Fälle durch einen Softwareanbieter, 32 Prozent wurden im eigenen Haus durch Kollegen geschult und immerhin fast jeder vierte Befragte, der eine Weiterbildungsmaßnahme besucht hatte, nutzte ein Online-Angebot (26 Prozent) oder einen Ausbildungskurs wie etwa die alga-Schulungsangebote zum zertifizierten Abrechnungsreferenten/ Entgeltabrechner (23 Prozent).
Klassische Medien erhalten Vorzug vor Web 2.0-Medien
Um sich über berufliche Themen zu informieren, bevorzugen Entgeltabrechner vor allem klassische Medien: So werden Krankenkasseninformationen von 58 Prozent, Verbandsrundschreiben von 45 Prozent und Fachzeitschriften von 42 Prozent häufig zur Informationsbeschaffung herangezogen. Allein Internet-Newsletter als Vertreter sogenannter neuer Medien kommen mit 53 Prozent auf einen Spitzenplatz und liegen auf Platz 2 der häufig herangezogenen Informationsquellen. Angebote des so genannten „Mitmach-Internets“, also Web 2.0-Plattformen, nutzt mehr als jeder zweite Mitarbeiter in den Lohnabteilungen dagegen gar nicht. Für die Informationsbeschaffung in den Lohn- und Gehaltsabteilungen sind auch Internet-Communities (64 Prozent keine Nutzung), Soziale Netzwerke (53 Prozent keine Nutzung) und Webinare (60 Prozent keine Nutzung) noch nicht relevant.
Zeichen stehen weiter auf Wachstum
Schaut man auf die Trend-Werte für die kommenden sechs Monate, so setzt sich die weitestgehend positive Stimmung, die bereits im 2. Trendindex unter den Lohnbuchhaltern festgestellt werden konnte, weiter fort: Angesichts zu erwartender Lohnsteigerungen, die von vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern begründet durch die gute konjunkturelle Lage vieler Firmen eingefordert wird, rechnet fast jeder zehnte Entgelt-Verantwortliche in den kommenden sechs Monaten mit einer steigenden Bedeutung dieses Themas. Auch der Aspekt der Variablen Vergütungen durch Prämien, Zuschläge oder Boni rückt angesichts der besseren wirtschaftlichen Lage wieder in den Fokus und steigt um drei Prozentpunkte auf einen neuen Höchststand im 9-Monatsvergleich.
Während im November 2010 die größte Steigerung im Trendindex beim Thema Elektronisches Meldewesen zu verzeichnen war, verharrt das Thema aktuell auf diesem hohen Niveau bei 58 Prozent. Deutliche Veränderungen gibt es jedoch bei den meisten Entgelt-relevanten Themen, die im Trendindex gegenüber der Beurteilung vom Jahreswechsel deutlich zulegen. Am stärksten sehen die Verantwortlichen in den Entgeltabteilungen in den nächsten sechs Monaten eine Bedeutungszunahme beim Thema Arbeitszeitkonten/Arbeitszeitmodelle mit einer Steigerung von rund 17 Prozent-punkten auf 33,3 Prozent. Während in der Phase der Wirtschaftskrise dieses Thema kaum Beachtung fand, rückt es nun mit anziehender Konjunktur wieder in den Blickpunkt der Lohn-Verantwortlichen. Gleiches gilt für das Thema Personalkostenplanung/-controlling, das mit einer Steigerung von rund neun Prozentpunkten auf 43,1 Prozent als deutlich wichtiger beurteilt wird als im Vorquartal.
Für den Trendindex werden die Teilnehmer gebeten, ihre Bewertung über die zukünftige Entwicklung der Entgeltthemen in den kommenden sechs Monaten abzugeben. Dabei stehen jeweils drei Antwortmöglichkeiten zur Auswahl: „Bedeutung sinkt“, „Bedeutung bleibt gleich“ und „Bedeutung steigt“. Die Indexwerte ergeben sich aus den Antworten „Bedeutung steigt“ abzüglich der Antworten „Bedeutung sinkt“. Die Antworten „Bedeutung bleibt gleich“ werden neutral behandelt.
Zur Methodik der Umfrage
Im Rahmen des 3. Trendindex LOHN+GEHALT befragte das Fachmagazin LOHN+GEHALT zusammen mit der Sage HR Solutions AG in der Zeit vom 14. bis 25. Februar 2011 rund 300 Mitarbeiter aus dem Bereich Lohnabrechnung nach ihren Erwartungen, den Trends und Schwerpunkten in ihrem Aufgabengebiet. 14 Prozent der befragten Personen kamen aus kleinen Unternehmen mit bis zu 19 Mitarbeitern, 38 Prozent aus Unternehmen mit bis zu 199 Mitarbeitern, 30 Prozent arbeiten in Firmen mit bis zu 999 Mitarbeitern und 18 Prozent mit über 1.000 Mitarbeitern. 55 Prozent der teilnehmenden Personen arbeiten in der Lohnbuchhaltung, 28 Prozent der Befragten gaben an, die Personalleitung in ihrem Unternehmen inne zu haben, 6 Prozent arbeiten in einer allgemeinen kaufmännischen Abteilung, 4 Prozent sind Geschäftsführer und 7 Prozent kamen aus anderen Bereichen. Der am stärksten vertretene Bereich waren Unternehmen aus der Industrie mit 35 Prozent Anteil, gefolgt von 21 Prozent aus dem Dienstleistungsbereich, 17 Prozent aus dem Öffentlichen Bereich, 8 Prozent aus dem Handel und 5 Prozent aus dem Baugewerbe. Alle übrigen Branchen kommen auf einen Anteil von 14 Prozent.