Mittelständler bleiben weltweit optimistisch
Trotz Sorge vor den globalen und nationalen Auswirkungen der Wirtschaftskrise blicken mittelständische Unternehmen für ihr eigenes Geschäft positiv in die Zukunft.
Die massiven Erschütterungen der globalen Wirtschaft, ausgelöst durch die Schuldenkrise in der Euro-Zone, die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit sowie die Turbulenzen an den weltweiten Aktienmärkten, können die positive Stimmung mittelständischer Unternehmen bislang nicht trüben. Dies ergab der zweite Sage Business Index, der im Juli/August weltweit unter 10.000 Mittelständlern in elf Ländern durchgeführt wurde. An der globalen Mittelstandsstudie, die eine der größten ihrer Art ist, nahmen vorwiegend kleine Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern teil. Befragt nach den zukünftigen Aussichten für den eigenen Betrieb, gab eine wachsende Zahl an Unternehmen auf einer Skala von 0 bis 100 an, dass sie positiver in die Zukunft schaue: der weltweite Indexwert stieg von Februar bis August 2011 leicht von 56,5 auf 57,9 Punkte. Mit einem Indexwert von 59,4 waren deutsche Unternehmer insgesamt wieder positiver gestimmt als der Durchschnitt ihre Kollegen in anderen Regionen der Erde. Allerdings nahm der deutsche Wert, der im Februar 2011 noch bei 61,6 Prozentpunkten stand, insgesamt ab. Dennoch sagten fast zwei Drittel (61 Prozent) der deutschen Betriebe, dass sie positiver in die kommenden sechs Monate blickten, 16 Prozent prognostizieren keine Veränderung und nur ein Viertel der Firmen gab an, weniger zuversichtlich hinsichtlich ihrer eigenen Geschäftsaussichten zu sein. Am zuversichtlichsten blickten Unternehmen in Malaysia und Singapur sowie Südafrika auf ihre Unternehmenssituation.
Zuversicht in die globale und nationale Wirtschaft sinkt
Weniger erstaunlich sind die Ergebnisse hinsichtlich der globalen Aussichten. Hier rutschten die Werte weltweit von 52,1 auf 44,5 Indexpunkte massiv ab. Vor allem Unternehmen in Großbritannien und den USA waren am pessimistischsten; Firmen in Malaysia und Singapur sowie Deutschland am optimistischsten. Auffällig hierbei: Von allen befragten Ländern gingen die deutschen Werte hinsichtlich der Zuversicht in die globale Wirtschaft am stärksten zurück. So sank der Index in Deutschland von sehr positiven 71,8 Indexpunkten auf nur noch 54,1 Punkte, liegt damit aber immer noch deutlich über dem weltweiten Durchschnitt.
Was die Zuversicht in die nationale Wirtschaft angeht, so sank auch dieser Wert deutlich: von 57,2 auf 47,1 Indexpunkte. Vor allem Unternehmer in Spanien, den USA und Großbritannien sind hier am pessimistischsten; am optimistischsten betrachteten Firmen in Kanada, Deutschland und Österreich die wirtschaftliche Lage ihrer Länder. Trotz immer noch hoher Werte in Deutschland ging der Index hierzulande stark zurück: von hohen 71,8 auf 54,1 Punkte. Deutsche Unternehmen betrachten die Lage ihrer nationalen Wirtschaft damit aber immer noch deutlich positiver als Unternehmen in anderen Ländern.
Anstieg an Personal…
Glaubt man den Zahlen, so geht es dem globalen Mittelstand im Grunde gut. Etwa ein Viertel aller weltweit befragten Unternehmen (26 Prozent) hat in den vergangenen sechs Monaten zusätzliches Personal eingestellt, bei 57 Prozent ist der Personalstamm gleich geblieben. Dahingegen wurde in nur 12 Prozent aller kleinen und mittelständischen Unternehmen weltweit Personal abgebaut. Schlusslicht ist hier Spanien, wo rund ein Viertel aller Unternehmen Personal abbauen musste, gefolgt von Südafrika und Großbritannien, wo jeweils rund 15 Prozent der Unternehmen Personal freisetzten. Die meisten neu einstellenden Unternehmen gab es in Malaysia und Singapur (45 Prozent) sowie Südafrika (32 Prozent).
… und Umsatz
Auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage gaben mehr als ein Drittel der weltweiten mittelständischen Unternehmen (35 Prozent) an, ihren Umsatz in den vergangenen sechs Monaten gesteigert zu haben. Bei weiteren 34 Prozent ist der Umsatz gleich geblieben und rund ein Viertel (23 Prozent) vermeldete sinkende Umsätze. Schlusslicht ist hier wieder Spanien, wo rund 43 Prozent aller Unternehmen rückläufige Umsätze verzeichneten, gefolgt von Großbritannien (30 Prozent) sowie den USA (26 Prozent). Die meisten Unternehmen mit steigenden Umsätzen finden sich wiederum in Malaysia und Singapur (53 Prozent), Österreich (46 Prozent) und Südafrika (42 Prozent). Für Deutschland sehen die Zahlen zu Personalneueinstellungen und Umsatzwachstum im Vergleich zum weltweiten Durchschnitt sogar noch rosiger aus: So hatten 27 Prozent der hiesigen Mittelständler ihren Personalstamm ausgebaut, bei 60 Prozent war er gleich geblieben und nur sieben Prozent hatten Personal abbauen müssen. Zudem konnten 79 Prozent der hiesigen kleinen und mittelständischen Firmen ihren Umsatz steigern (40 Prozent) oder gleich halten (39 Prozent). Und nur 14 Prozent der deutschen Betriebe machten in den vergangenen sechs Monaten weniger Umsatz.
Rohstoff- und Energiekosten machen Mittelständlern Sorgen
Auf die Frage, was die größten Herausforderungen für die Unternehmen in den vergangenen sechs Monaten gewesen seien, gab knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent, D: 50 Prozent) die steigenden Kosten für Energie und Rohstoffe an, gefolgt von der Neukundengewinnung und Erschließung neuer Märkte (43 Prozent, D: 43 Prozent) sowie der Erhöhung oder Aufrechterhaltung der eigenen Umsätze (42 Prozent, D: 41 Prozent). Auch im kommenden Halbjahr werden diese drei Themen mit nur leicht veränderten Prozentzahlen die größten Herausforderungen für die Unternehmen darstellen.
Hohes Maß an Bürokratie belastet Mittelstand
Auf die Frage, was die größten Nachteile des jeweiligen Landes als Wirtschaftsstandort seien, gaben mehrheitlich 54 Prozent aller welt-weit Befragten das zu hohe Maß an Bürokratie und Rechtsvorschriften an. Der Umgang der Regierung mit der weltweiten Wirtschaftslage (41 Prozent, D: 36 Prozent) sowie die generelle Haltung der Regierung gegenüber Unternehmen (32 Prozent, D: 26 Prozent) waren weitere Schwachpunkte. Deutschland ist in Sachen zu hoher Bürokratie wieder Spitzenreiter mit 62 Prozent aller hiesigen Unternehmen, die diesen Faktor als den größten Schwachpunkt des eigenen Wirtschaftsstandorts angaben. Dabei werden von 76 Prozent der deutschen Mittelständler das Steuerrecht als der belastendste bürokratische Faktor betrachtet, gefolgt von personal- und arbeitsrechtlichen Auflagen (43 Prozent) sowie den Auftragsvergabe-/Ausschreibungsverfahren für öffentliche Aufträge (22 Prozent – Mehrfachnennungen möglich).
Peter Dewald, Deutschland-Chef des auf kleine und mittelständische Unternehmen spezialisierten Softwarehauses Sage, sieht den Mittelstand angesichts dieser Ergebnisse in guter Form: „Trotz der großen Sorge vor einer weiteren Abkühlung der Weltwirtschaft scheinen die einzelnen mittelständischen Unternehmen wirtschaftlich in einer besseren Lage zu sein, als noch vor rund sechs Monaten. Steigende Umsätze und mehr Beschäftigte sind positive Signale dafür, dass die Turbulenzen an den weltweiten Aktienmärkten sowie die europäische und amerikanische Schuldenkrise noch nicht im Mittelstand angekommen sind.“ Allerdings, so Dewald, müssten die Regierungen auch etwas dafür tun, dass der Mittelstand weiterhin positiv auf die eigene wirtschaftliche Situation schauen könne: „Wenn weltweit jedes zweite kleine und mittelständische Unternehmen den Abbau von bürokratischen Hürden fordert, sollte ein beschleunigter Abbau der Rechtsvorschriften – neben einer Konsolidierung der Staatshaushalte – ganz oben auf der Agenda der Politik stehen“. Dadurch könnten Unternehmen entlastet werden und die Effizienz ihrer Arbeit steigern, was wiederum Arbeitsplätze und wirtschaftliches Wachstum fördere, so Dewald. Vor allem eine Vereinfachung des Steuerrechts ist dringend notwendig. Hier könne etwa das Thema e-Bilanz für Entlastung sorgen, wenn das Projekt mit Maß umgesetzt wird und nicht zu einer verpassten Chance wird, wie das Elena-Projekt, so der Sage-Geschäftsführer Dewald.
Statistische Informationen zum Sage Buisness Index
Für den Sage Business Index (www.businessindex.sage.com) wurden im Zeitraum vom 20.7.2011 bis 05.08.2011 insgesamt 10.006 mittelständische Unternehmen zu aktuellen Konjunkturerwartungen, den wirtschaftlichen Herausforderungen und technologischen Unternehmensanforderungen befragt. In Deutschland nahmen 1.819 Unternehmen aus allen Branchen an der Befragung teil. 63 % aller weltweit Befragten waren Eigner, Firmengründer, Geschäftsführer und Senior Manager (D: 68%); 14 % kamen aus dem mittleren Management (D: 8%). Weltweit sind 19% Einzelunternehmen (D: 25%), 48% der befragten Firmen haben zwei bis 24 Mitarbeiter (D: 50%), 11% haben 25 bis 49 Mitarbeiter (D: 10%), und 8% der Befragten 50 bis 99 Mitarbeiter (D: 6%). 13% waren größer als 100 Mitarbeiter (D: 10%)