Studie zeigt: Strenge CFOs können schlecht fürs Geschäft sein
Was hinter den Zahlen steckt: Eine von Epicor beauftragte Studie zeigt die unterschiedlichen CFO-Typen und wie Technologie-Investitionen von individuellen Führungsstilen beeinflusst werden können.
Wie und warum Chief Financial Officer (CFO) Technologie-Investitionen vertreten, um das operative Geschäft zu unterstützen, hängt von ihrem persönlichen Führungsstil ab. Dies ist eines der Kernergebnisse der aktuellen internationalen Studie*, die heute von Epicor Software veröffentlicht wurde, einem der weltweit führenden Anbieter von Unternehmenssoftware für Fertigungs- und Handelsunternehmen.
Die Studie bietet Einblicke in den Arbeits- und Führungsstil von mehr als 1.500 CFOs, die weltweit zentrale Positionen besetzen, um die Profitabilität der Unternehmen zu verbessern. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei Entscheidungen für kritische Investitionen wie etwa in Technologien und Unternehmenssysteme.
Anhand der Antworten auf eine Reihe von Fragen über ihren eigenen Stil der Entscheidungsfindung zeigt die Studie, dass CFOs in sechs Kategorien unterschieden werden können: Politiker (27 Prozent), Revolutionäre (19 Prozent), Fürsorgliche (19 Prozent), Dirigenten (16 Prozent), Traditionalisten (9 Prozent) und Visionäre (9 Prozent).
Die Studie fand heraus, dass CFOs, die als Revolutionäre charakterisiert werden, zu Unternehmen mit dem höchsten Gewinnwachstum gehören (72 Prozent der Revolutionäre verzeichneten Gewinnwachstum gegenüber dem Durchschnittswert von 64 Prozent). Hingegen waren die Traditionalisten unter den CFOs bei Unternehmen mit dem geringsten Gewinnwachstum zu finden (56 Prozent der Traditionalisten konnten Gewinnwachstum verzeichnen im Vergleich zum Durchschnitt von 64 Prozent).
Traditionalisten – konservative, strenge CFOs, die bevorzugt mit bestehenden Systemen arbeiten und bei ihrer Entscheidungsfindung nicht gern beeinflusst werden von Image oder Personen – erkennen am wenigsten von allen Typen die Notwendigkeit von Veränderungen an, wenn es um technische Systeme geht (nur 14 Prozent der Traditionalisten glauben, dass ihr IT System erneuert werden sollte, der Durchschnittswert dieser Befragung lag bei 32 Prozent).
Hingegen sind Revolutionäre gern bereit, eine Veränderung in der Unternehmenskultur und -struktur in Betracht zu ziehen und sie mögen es, hohe und herausfordernde Ziele zu setzen. Sie setzen auf einen weniger strukturierten Ansatz und arbeiten häufig außerhalb formaler Systeme und Prozesse, nehmen – wenn nötig – auch Risiken in Kauf. Die Studie zeigt, dass sie gegenüber der IT, die das Finanzwesen betrifft, kritischer sind als andere CFO-Typen – 48 Prozent der Revolutionäre sagen, dass ihre verfügbaren IT-Systeme unzureichend seien – eine Ansicht, die nur von 36 Prozent ihrer Kollegen geteilt wird. Dies scheint eine Folge ihres Querdenker-Stils der Improvisation zu sein und ihrer Art, Informationen auf anderen Wegen außerhalb des Geschäftssystems einzuholen.
Merkmale der anderen vier CFO-Führungsstile
Der Politiker ist der am meisten verbreitete CFO-Arbeitsstil in der Studie – über ein Viertel (27 Prozent) der CFOs fallen darunter. Der Politiker ist eine eher vorsichtige Führungskraft mit einem methodischen, teamorientierten Ansatz. Politiker bevorzugen es, bei wichtigen Entscheidungen Mitarbeiter umfassend miteinzubeziehen und würden eher eine Entscheidung verschieben als Fehler zu riskieren. Mehr als der Durchschnitt sind sie davon überzeugt, dass Zusammenarbeit eine zentrale Herausforderung ist, die gelöst werden muss (27 Prozent gegenüber 22 Prozent des Durchschnitts), weshalb sie vor allem Investitionen in Technologien unterstützen würden, die Collaboration fördern.
Der Dirigent setzt gern hohe, herausfordernde Ziele für sich selbst und seine Mitarbeiter. Dirigenten sind durchaus bereit Regeln zu brechen und außerhalb formaler Systeme und Prozesse zu arbeiten. Zudem ist es bei ihnen wahrscheinlicher, dass sie nach Bauchgefühl entscheiden statt anhand harter Fakten (54 Prozent gegenüber 46 Prozent im Durchschnitt).
Dirigenten sind durchschnittlich zufrieden mit ihren IT-Systemen und sagen zumeist, dass ihre Systeme einfach zu bedienen sind (35 Prozent gegenüber 30 Prozent im Durchschnitt). Theoretisch könnte das daran liegen, dass sie von ihren Geschäftssystemen weniger detaillierte Drill-Down-Daten erwarten und es ihnen genügt, mit Zusammenfassungen bzw. Übersichtsinformationen zu arbeiten.
Der fürsorgliche CFO würde eher eine Entscheidung verschieben als das Risiko eines Fehlers einzugehen. Die Studie zeigt, dass der Mangel an präzisen Daten zu seinen größten Befürchtungen gehört (52 Prozent der Fürsorglichen im Vergleich zu 44 Prozent des Durchschnitts erachten dies als eine ihrer Top-Zwei-Prioritäten). Laut der Studie ärgern sich Fürsorgliche über fehlende Qualität der Informationen zur Wirtschaftlichkeit einzelner Produktlinien (nur 48 Prozent sind der Meinung, dass sie dazu gute Informationen haben im Gegensatz zu 57 Prozent des Gesamtdurchschnitts).
Der Visionär arbeitet außerhalb formaler Systeme und bevorzugt Entscheidungen basierend auf Erfahrung und Intuition. Er befürchtet eher, nicht genügend Zeit oder Ressourcen zu haben für aussagekräftige Einblicke (26 Prozent gegenüber 18 Prozent des Durchschnitts) und befürwortet Veränderung. Visionäre neigen sehr viel wahrscheinlicher als ihre Kollegen zu der Idee, in Zukunft mehr teambasierende Entscheidungsprozesse zu benötigen (23 Prozent der Visionäre gegenüber 14 Prozent des Durchschnitts). Sie betonen die Notwendigkeit von Veränderungen in IT-Systemen in nächster Zukunft deutlicher (41 Prozent der Visionäre sind überzeugt, dass ihre Systeme ein Update benötigen, im Gegensatz zu 32 Prozent im Durchschnitt). Etwa 27 Prozent glauben, dass sie bald in neue Systeme investieren sollten (gegenüber 17 Prozent im Durchschnitt).
„Unternehmenssysteme sollten erneuert werden, bevor sie von der Organisation überholt werden und bevor es dazu kommt, dass sie die operative und finanzielle Leistungsfähigkeit einer Organisation beeinträchtigen“, sagt Malcolm Fox, Vice President, Product Marketing bei Epicor. „Aus diesem Grund ist es nicht überraschend, dass Traditionalisten – die von allen CFO-Typen am wenigsten die Notwendigkeit von Veränderungen in technischen Systemen anerkennen – eher Unternehmen führen, die weniger Gewinnwachstum verzeichnen als andere CFOs in der Vergleichsgruppe.“
Dr. Dimitrios Tsivrikos, von der Abteilung Psychologie und Sprachwissenschaft am University College London, kommentierte die Studie: „Psychologische Studien [ermöglichen es], den Führungsstil von Vertretern des oberen Managements mit Geschäftswachstum, Gewinn und Veränderung in Relation zu setzen. Die Vorliebe von CFO-Traditionalisten, innerhalb bestehender Systeme zu arbeiten und die Notwendigkeit von Veränderung zu vernachlässigen rührt von einem Mangel an Flexibilität und einer starken Ergebnisorientierung, was [oft] zu Top-Down-Entscheidungsprozessen führt. Dies hat Auswirkungen auf unternehmerische Veränderung und Innovation; neue Ideen, vorgeschlagen von Mitarbeitern, werden kaum berücksichtigt und die Fähigkeit des Unternehmens, sich zu verändern und anzupassen, ist eingeschränkt. CFOs müssen neue Perspektiven einnehmen und offen sein für neue Wege. Dies ermöglicht es ihnen [und ihrem Unternehmen], optimale und kreative Lösungen für Probleme zu finden, was im gleichen Zuge Innovationen vorantreibt.“
Dazu ergänzt Fox: „Die Studie unterstreicht die Bedeutung flexibler Unternehmenslösungen, die unterschiedliche Arbeitsstile unterstützt. Epicor hat sich intensiv damit auseinandergesetzt, den Umgang der Menschen mit ihrem Enterprise Resource Planning System (ERP) neu zu definieren und zu vereinfachen – Hürden für den Zugriff auf Informationen wurden beseitigt, Prozessschritte verkürzt und die Möglichkeiten der Visualisierung von Informationen mit ihren Abhängigkeiten und Einsatzbereichen erweitert, um daraus für das gesamte Unternehmen Nutzen zu ziehen.“
„Am wichtigsten sind die Erkenntnisse der Studie zu Entscheidungsfindungsprozessen und der Rolle von Technologien, um die Bandbreite an Führungsstilen zu unterstützen, was uns wieder daran erinnert, Geschäftssysteme für Menschen zu gestalten – anstatt für ‚User’“, sagt Fox.
*Studienmethodik und Demografie
Die Studie aus dem Jahr 2015, beauftragt von Epicor Software und durchgeführt von Redshift Research Ltd., basiert auf Interviews mit mehr als 1.500 Experten aus dem Finanzwesen in elf Ländern einschließlich Australien, China, Frankreich, Deutschland, Hong Kong, Mexiko, Singapur, Schweden, UK, USA, und Kanada. Die Befragten sind nicht zwingend Anwender von Epicor ERP Lösungen. Knapp zwei Fünftel der Befragten sind in der Fertigungsindustrie, ebenfalls zwei Fünftel kommen aus dem Dienstleistungssektor. Die übrigen 20 Prozent arbeiten im Bereich Handel und Distribution. Hinsichtlich der Unternehmensgröße arbeitet die Mehrzahl der Befragten in Organisationen mit mehr als 1.000 Angestellten.