Neue Flexibilität mit ERP-System PSIpenta adaptive
Wird es schwierig, Auftragsstrukturen zu realisieren und erreichen Lagerbestände Höhen, die in keinem Verhältnis zum Umsatz stehen und die Liquidität belasten, dann wird es Zeit Maßnahmen zu ergreifen. Die Höfler Maschinenbau GmbH zeigt, wie man mit der richtigen Software und kompetenter Beratung der Probleme Herr wird. Die 1959 gegründete Höfler Maschinenbau GmbH hat sich zum globalen Anbieter hochpräzise arbeitender Zahnrad- Schleifmaschinen entwickelt. Neben dem Ettlinger Produktionsstandort gibt es Serviceniederlassungen in den USA, China und Indien. 80 Prozent der Produktion gehen in den Export. Mit über 300 Mitarbeitern erreichte das Unternehmen trotz des weltweiten Krisenjahrs 2009 einen Umsatz von 100 Mio. Euro.
Neue Flexibilität gefordert
Da die Ettlinger Maschinenbauer immer flexibler auf die globalen Märkte reagieren müssen, entwickelten sie in den letzten Jahren ein Baukastensystem, das eine umfangreiche Kombination der Maschinenbausteine zwischen den unterschiedlichen Serientypen ermöglichte. Martin Koch, Leiter Arbeitsvorbereitung bei Höfler, erläutert: „Zwar müssen wir unsere Maschinen streng kundenspezifisch generieren, wir können uns jetzt aber bei vielem aus einem Baukasten bedienen, wodurch die Variantenhäufigkeit deutlich gestiegen ist.“ Bauteile aus Großmaschinen lassen sich in die Konstruktion kleinerer Maschinen einbeziehen und umgekehrt. Das Teilespektrum lässt sich fast beliebig erweitern. Dieses System erfordert aber auch eine erheblich größere Flexibilität.
Projekt Penta-PLuS
Früher hatte man sich eine gewisse Flexibilität durch immer höhere Lagerbestände erkauft, welche jedoch Dimensionen erreichten, die nicht mehr zum Umsatz passten. Eine sorgfältige Analyse ergab, dass man sich das Leben teilweise selbst schwermachte, indem man etwa versuchte, den Produktionsplan so weit wie möglich mit fixen Bestellungen im ERP-System abzubilden. So entstand der größte Aufwand gleich zu Beginn und gegebenenfalls musste später mit erheblichem Aufwand umgeplant werden. Ein Ziel bestand nun darin, diesen hohen Aufwand zu reduzieren. Frank Bissinger, Leiter der Höfler-Informationssysteme, suchte daher das Gespräch mit seinem ERP-Software-Partner, der Berliner PSIPENTA Software Systems GmbH. Seit 1989 nutzte man das ERP-System der Berliner. Gemeinsam mit dem PSIPENTA-Systempartner Berghof suchte man nach Lösungen, für die sich schließlich die wichtigsten Ansatzpunkte in der Disposition, der Auftragsplanung und dem Einkauf fanden. So wurde das Projekt Penta-PLuS ins Leben gerufen. Das PLuS steht für Prozessgeschwindigkeit, Liquidität und Stabilität und bezeichnet Projektetappen, die sich verschiedener PSIpenta adaptive- Module bedienen und tief in den ERP-Standard integriert diese Ziele sichern. Zwei Meilensteine definierte man zunächst für den Verlauf:
- Das Erreichen einer optimalen automatischen Disposition und
- die Rückstandsauflösung.
Nicht nur ein Stück Software
Will man Bestellungen grundsätzlich nur innerhalb eines definierten Bestellhorizonts anlegen, bildet die Basis eine automatische Bedarfsermittlung, die die Bedarfe im System unter Berücksichtigung der Wiederbeschaffungszeiten überprüft und dann in vertretbaren Losgrößen Bestellungen generiert. „Dafür haben wir nicht nur ein Stück Software installiert, sondern in vielen kleinen Schritten die Prozesse, die daran hängen, und die Daten, die für die Steuerung des Systems verantwortlich sind, mit vielen kleinen Funktionen und Programmen ergänzt, um wirklich alles zu automatisieren“, erklärt Bissinger.
Solch ein Zusatzprogramm ist die ABCKlassifizierung. Hier werden alle Teile in A-, B- oder C-Teile sortiert und noch einmal in x-, y- oder z-Teile unterklassifiziert. Daraus ergeben sich bestimmte grundsätzliche Dispositionsvorgaben im System. So muss etwa ein Aggregat, das 10.000 Euro kostet, maschinenspezifisch disponiert werden. Kleinteile, die in verschiedenen Maschinentypen vorkommen, lassen sich dagegen in größeren Losgrößen ohne Maschinenbezug bestellen. Ändert sich ein Preis, rutscht der Artikel in eine andere Klasse und wird anders disponiert. Kommt ein Artikel, der bisher nur vereinzelt oder in Kleinserien eingesetzt wurde, plötzlich in die Serienproduktion, steigt der Bedarf sprunghaft an. Das System erkennt das und reagiert entsprechend. Den Ausblick über voraussichtliche Jahresbedarfe des Einkaufs ersetzt jetzt ein Vorcasting. Ein EK-Planer ermöglicht es dem Einkauf, Bedarfsabschätzungen weit vor dem Bestellhorizont zu treffen. Hier sind nicht nur die absoluten Zahlen, sondern auch die Verteilung der Bedarfe – basierend auf den derzeitigen Planungsvorgaben der Baugruppen – ein wichtiger Bestandteil für den Einkauf.
Automatisch Termine ändern mit Standardalgorithmen
Bei der Rückstandsauflösung mit Terminänderung ändert PSIpenta adaptive Termine im Rahmen zuvor definierter Parameter. Das wirkt sich in hohem Maße auf die Liefertermintreue aus, die von den vielfältigsten Faktoren beeinflusst wird. So teilt etwa ein Kunde mit, dass er wegen der Wirtschaftskrise die Maschine erst ein halbes Jahr später abnehmen kann. Als Parameter ins System eingegeben, berücksichtigt PSIpenta adaptive alle von außen kommenden Veränderungen automatisch. Nichts muss mehr von Hand eingegeben werden, der Standardalgorithmus liefert automatisch korrekte Ergebnisse.
Zählbarer Erfolg
Die Implementierung der PSIpenta adaptive-Module begann Anfang 2009 mit dem SRM-Modul (Selbstregulierender Mechanismus), das in erster Linie die automatische Bedarfsermittlung und damit die automatische Disposition steuert. „Gegen Ende 2009 war alles – einschließlich der Höfler-internen Ergänzungen – ins Tagesgeschäft eingegliedert“, beschreibt Martin Koch, Leiter Arbeitsvorbereitung bei Höfler, die erste Phase des Projekts. Seit Anfang 2010 realisiert man die Rückstandsauflösung, die demnächst abgeschlossen sein wird. Bereits jetzt zieht Bissinger ein Fazit, das sich sehen lassen kann: „Bis heute haben wir eine Lagerbestandsreduzierung im Millionenbereich geschafft. Und wir sind noch nicht am Ende der Entwicklung.“ Daher wird Höfler in naher Zukunft weitere Module aus PSIpenta adaptive integrieren.